Kinderspielzentrum Schleswig-Friedrichsberg e.V

Nach dem Leitspruch

„Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben“ von Pearl S. Buck

handelte das Ehepaar Winkler: Ihr erklärtes Ziel war - und ist es für ihre Freunde und ehemaligen Wegbegleiter heute: Die Kinder von der Straße zu holen, ihnen ein Mittagessen zu geben, bei den Schulaufgaben zu unterstützen und ihnen eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu bieten.

Nähert man sich dem Kinderspielzentrum in der Erikstraße im Friedrichsberg, liebevoll „Spilo“ genannt, empfangen einen bereits fröhlich-lachende Kinderstimmen, freundliche Gesichter und „das Leben pur“. Im Haus wird gemalt, gebastelt, in der Küche gegessen und getrunken, auf dem Spielplatz getobt und geklettert.

Auf den von Jörn Knoke im Jahr 1986 gegründeten Verein folgte das Ehepaar Winkler und kaufte, zum Großteil aus ihrem Privatvermögen, die Immobilie der Sparkasse in der Erikstraße, um das Kinderspielzentrum fortbestehen zu lassen. Das Haus wurde mit Unterstützung des Kreises und der Stadt um- und ausgebaut und 1996 in die Stiftung Winkler überführt. Heute finanziert sich das Kinderspielzentrum durch Zuschüsse der Stadt Schleswig, des Kreises Schleswig-Flensburgs und durch die Jugendstiftung Winkler.

Frau Dr. Monika Winkler war die Seele des Hauses. Sie und ihr Mann sorgten mit Abstimmung der umliegenden Schulen für die ständige Erweiterung des Angebots. So betitelten sie das Kinderspielzentrum als ihr drittes Kind, dem sie bis zu ihrem Ableben in den Jahren 2010 und 2016 intensiv ihre Liebe und Zuwendung gaben.

Rainer Winkler hatte eine Doppelfunktion ausgefüllt im Vorsitz von Jugendstiftung und Kinderspielzentrums-Verein. Diese Arbeit wird im Jahr 2016 auf mehreren Schultern verteilt. Claus Ehrich als Vorsitzender der Winklerstiftung und Klaus-Werner Dietz, Rechtsanwalt, ein enger Freund der Familie Winkler als Beiratsvorsitzender, kümmern sich um die Liegenschaft und deren Erhalt. Edith Thaysen als erste Vorstandsvorsitzende des Vereins Kinderspielzentrums, ihr Vorstandsteam und Ann-Kathrin Wunderlich als Leiterin des Kinderhauses sind für die Geschicke des Vereins und dessen Finanzierung verantwortlich.

Bereits morgens um 7.00 Uhr beginnt mit der Krippengruppe das Leben im Kinderspielzentrum. Die Kleinen im Alter von 3 Monaten bis zu 3 Jahren knüpfen erste soziale Kontakte zu anderen Kindern und werden bis 13.00 Uhr von zwei Erzieherinnen und einer Betreuerin liebevoll umsorgt.

Während die Schüler und Schülerinnen der Dannewerkschule nur einen kurzen Weg über die Straße haben, stehen ab 12.00 Uhr die Erst- und Zweitklässler auf dem Schulhof der Bugenhagenschule und warten aufgeregt auf das Taxi, das sie zum Kinderspielzentrum fahren soll. Kaum ist es in Sicht, sind die Schüler und Schülerinnen nur schwer davon abzuhalten, neben dem noch fahrenden Auto herzulaufen. Mitunter fährt das Großraumtaxi die Strecke zweimal. Um 13.00 Uhr werden die Dritt- und Viertklässler abgeholt. Der Hort des Kinderspielzentrums ist bis 18.00 Uhr geöffnet und hier kümmern sich Ann-Kathrin Wunderlich und ihr Team um rund 70 Kinder, die aus unterschiedlichsten Gründen von ihren Eltern bzw alleinerziehenden Müttern oder Vätern nicht betreut werden können. Durch die Zuwanderung von Flüchtlingsfamilien ist ein weiterer Schwerpunkt der Betreuung dazugekommen. Die Kinder lernen spielerisch die deutsche Sprache und somit auch unsere Lebensweise. Es besteht ein enger Austausch und Kontakt mit allen Eltern. Diese werden bei Bedarf auch beim Stellen von Anträgen, Telefonaten und Ähnlichem unterstützt. Im Team arbeitet auch Zeinab, eine arabisch sprechende Erzieherin.

Im Kinderspielzentrum angekommen, gibt es für kleines Geld ein gesundes Mittagessen, welches auch für Muslime geeignet ist und von den Köchinnen Yvonne und Inge gezaubert wird. Beim gemeinsamen Essen erzählen die Kinder von ihrem Schulvormittag, wobei die Mitarbeiter ein offenes Ohr für die freudigen Erlebnisse aber auch für die kleinen Sorgen und Nöte der Schüler und Schülerinnen im Alter bis zu 13 Jahren haben. Anschließend ist die Zeit für Hausaufgaben. Betreut, begleitet und wenn nötig auch mit Hilfestellung, arbeiten die Kinder in kleinen Gruppen. Ann-Kathrin Wunderlich und ihr Team und Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die Aufgaben bearbeitet werden. Auch besteht ein enger Kontakt zu den Schulen; die immer wieder gemeinsam mit Ann-Kathrin Wunderlich versuchen, eventuelle Vorfälle aus dem Schulalltag miteinander zu besprechen und zu lösen.

Anschließend wird altersgerecht gespielt, gebastelt, gemalt. Es gibt eine Tanzgruppe, die auch bei Einladungen und dem alljährlich stattfindenden Sommerfest auftritt. Ein Ausflug in die Tolkschau, finanziert und durchgeführt vom Lions Club Schleswig, eine einwöchige Fahrt in die Jugendherberge Borgwedel, gesponsert von der GEWOBA NORD, ein Sommerfest und Vieles mehr sorgen für Abwechslung im Alltag der Kinder.

2x in der Woche kommen von 17.00 – 21.00 Uhr bis zu 30 Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren ins Jugendcafé. Hier wird geschnackt, gespielt, diskutiert, Gemeinsamkeit ist angesagt. Brettspiele wie „Mensch ärgere dich nicht“ werden gespielt.

Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler für die laufende Finanzierung des Vereins Kinderspielzentrum sind die Patenschaftsbeiträge. Privatpersonen aber auch Unternehmen können Patenschaften übernehmen. Mit diesen Beiträgen kann der Verein im Unterschied zu Spenden, die nicht regelmäßig eingehen, rechnen und langfristig planen. Ab Oktober dieses Jahres gibt es in 2. Auflage und guter Qualität wieder den beliebten Regenbogenschirm zu kaufen; der Erlös kommt den Kindern des Kinderspielzentrums zugute.

Text: Christiane Zeitz-Balduhn
Fotos: Ann-Kathrin Wunderlich

Artikel „Schleswig Kultur“, August 2019